Jesus: Mann der Wunder - Mann der Schmerzen

 

Heute in fünf Jahren werde ich wohl darüber lachen. Werde nicht mehr das spüren, was ich jetzt empfinde. Doch jetzt ist halt noch nicht „Heute in fünf Jahren“.

Manchmal lässt Jesus es zu, dass wir Situationen erleben, die wir gar nicht erleben wollen. Gepaart mit dem explosiven Gemisch aus Gefühlen wie Trauer, Wut und Unverständnis erscheinen diese Situationen so unendlich dunkel, schwarz und sinnlos. Eine nicht enden wollende Talfahrt, bei der dein Glaube erst wirklich auf die Probe gestellt wird. Dann zählt nicht mehr, ob du sonntags laut mit der Menge singst „Jesus, ich vertraue dir“, sondern ob du es wirklich tust, vor allem dann, wenn du selber nicht weißt, wie du die nächsten Wochen überstehen sollst. Wenn du scheinbar nichts hörst und nichts siehst von deinem Gott. Wenn du Segen erwartet hättest und auf einmal findest du dich im Tal der Trauer wieder. Vielleicht fällt es dir auch langsam schwer an der Güte Gottes festzuhalten. Oder vielleicht willst du diese Gefühle gar nicht spüren, würdest gerne „Frieden darüber haben“, „es vor Gott legen und dort belassen“. Vielleicht schreist du bereits zu Gott, dass er dir bitte nichts mehr auferlegen soll und ehe du dich versiehst kommt das nächste Problem um die Ecke. Ehe du es erfassen kannst, bist du Mitglied in einem Club von Erfahrungen in dem du gar nicht sein wolltest. Und vielleicht ist der größte Knackpunkt, dass man genau weiß, dass Jesus es zugelassen hat, dass man diese Dinge erlebt. Es musste durch die Hände des Schöpfers und er hat „Ja“ gesagt, dass du genau das jetzt durchleben musst.

„Gott, warum sehe ich kein Wunder?
Warum wird alles bloß trist, schwarz & grau,
aber nicht bunter & freundlich,
sodass mal alles funktioniert,
ein Strom des Segens von dir selbst signiert?“

In den letzten Monaten wollte ich von Jesus für manche Situationen nur ein „irdisches Warum?“.
Ich wollte den Sinn dahinter verstehen. Ich musste einen Kampf ausfechten zwischen meinem Verstand, der Jesus vertrauen und daran glauben wollte, dass es mir zum Besten dient und meinem Herzen, dass sich weigerte diese dunklen Erfahrungen einfach so hinzunehmen. 
Oft habe ich mich selber nicht stark gefühlt, musste aber stark für andere sein und funktionieren. An einigen Tagen fiel es mir leicht zu sagen „Ich vertraue dir, Jesus“, an anderen Tagen versank ich in tiefem Selbstmitleid. Die Opferrolle scheint in Zeiten des Leids auf einmal sehr attraktiv zu werden, weil man sich selbst in seinen negativen Gefühlen bestätigt sieht. 

In den letzten Monaten wurde meine Jesus-Nachfolge ordentlich durchgeschüttelt. Ich folge gerne dem Jesus, der Wunder tut, der Kranke heilt und Tote auferweckt. Ich folge gerne dem Jesus, der alle meine Gebete erhört, der Segen schenkt (Bsp.: einen Partner für’s Leben, einen guten Job, Kinder, ein Grundstück und Haus etc.), aber folge ich auch gerne dem „Mann der Schmerzen“ (vgl. Jes. 53,3), der sich selbst erniedrigt hat (vgl. Phil. 2,7f.), der gebetet hat „Nicht mein, sondern dein Wille geschehe, Vater!“ (Lukas 22,42) und so letztlich – verlassen von allen im größten Leid – am Kreuz starb?
Ich folge dem Mann der Schmerzen eher zögerlich, aber mittlerweile habe ich auch erkannt, dass die Echtheit meines Glaubens vor allem dann zutage kommt, wenn Dinge nicht so laufen, wie ich es gerne hätte. An dieser Stelle würde ich gerne sagen, ich hätte alle Situationen, die mich belasten bereits überwunden, habe ich aber nicht. Und deswegen stehe ich auch hier und wähle jeden Tag neu „Vertrauen“, auch wenn mein Herz noch nicht begreift.

„Was mein Herz noch nicht begreift,
ist all die Frucht, die hier jetzt reift,
aus all den Tränen.“

Im Folgenden möchte ich dir einige Tipps weitergeben, die mir in schwierigen Situationen geholfen haben:

1.) Vergleiche dich nicht.
Fängst du an dein Leben mit anderen Leben zu vergleichen, wird dir jede Lebensfreude genommen. Mache dir bewusst, dass Gott mit dir eine Geschichte schreibt, die er mit niemand anderem schreibt.

2.) Finde Trost darin, dass Gott es hätte verhindern können, sich aber dazu entschied, es nicht zu tun.
Was sich hier so absolut unmöglich anhört, birgt tatsächlich einen Trost. Scheinbar ist das, was du momentan durchlebst „das Beste“ in Gottes Augen. Es musste durch seine Hände, er hat einen Plan damit und es ist nicht sinnlos.

3.) Du wirst daran reifen und kannst anderen helfen.
Schwierige Situationen machen uns stark. Vielleicht kannst du in der Zukunft ein besonders guter Ratgeber in dem ein oder anderen Bereich sein, weil du es selbst durchleben musstest.

4.) Lass Trauer und Tränen zu und rede, wenn du bereit bist.
Unterdrücke nicht den Schmerz, den du fühlst. Bringe ihn an’s Licht und rede darüber. Wir sind eine Gesellschaft, die Schwierigkeiten vertuscht. Dabei kann eine Wunde nur schlecht heilen, wenn keine Luft drankommt. Mit anderen darüber zu reden hilft ungemein.
Wenn du es in dich hineinfrisst, versinkst du schnell in der Trauer.

5.) Lass dir Zeit.
Situationen regeln sich nicht immer sofort. Es braucht viel Geduld. Und wahrscheinlich wirst du merken, dass deine Einstellung ganz langsam aber sicher reifen wird. Übrigens: Gott hat auch keinen Zeitdruck, um Wunder zu tun.

6.) Halte dir Gottes Zusagen vor Augen.
„Wenn diese durch’s Tal der Tränen gehen, wird es ihnen zu einem Ort erfrischender Quellen, und der Frühregen bedeckt es mit Segen.“
– Psalm 84,7
Du wirst wieder Zeiten des Segens erleben.

7.) Es rückt deine Perspektive in Fokus.
Die Ewigkeit ist ohne Schmerz und Leid. Darin liegt Hoffnung, die unerschütterlich ist.
„Denn ich bin überzeugt, dass die Leiden der jetzigen Weltzeit nicht ins Gewicht fallen werden gegenüber der Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll.“ (Römer 8,18)
Diese Welt ist noch gar nicht unser Zuhause (auch wenn wir das oft denken).
8.) Lenke dich ab.
Eigentlich einfach, aber mache irgendetwas, was dich davon ablenkt, in deinen Gedanken nur immer und immer wieder über die gleiche Sache nachzudenken.
9.) Renn zu Gott und halt an ihm fest.
Gott muss viel mitmachen mit mir. Er hat in letzter Zeit viel von der in selbstmitleidbadenden und wütend-frustrierten Laura mitbekommen. Aber er rückt meinen Blick auch immer wieder zurecht.

10.) Überlass den Ausgang Gott.
Ich verhandle oft mit Gott (was nicht immer gut ist). Ich merke, wie ich ihm insgeheim nur meinen Willen aufzwängen will und mich wieder davor drücke, das anzunehmen, was er für mich hat. Dahinter steht ein tiefer Wunsch, die Kontrolle zu behalten und alles regeln zu können. Das wird in der Beziehung zu Gott nicht funktioniere, denn wenn ich sage „Gott, dir vertraue ich“, dann werfe ich ihm den Ball zu und der Ball bleibt da, ich hole ihn von dort nicht mehr zurück.
Diesen Punkt sage ich mir momentan jeden Tag – es ist nicht einfach. Aber Gott alle Kontrolle zu geben, ist doch eh das Beste, was wir tun können.
11.) Jesus versteht dich 1:1.

Jesus war mit Leid vertraut. Er war der Mann der Schmerzen (vgl. Jes. 53,3), er ist ein Hohepriester, der mitleidet (Hebr. 4,15), er tröstet die Trauernden und gibt Freudenöl anstelle von Trauerkleidern (Jes. 61,2f.), er weiß genau, welche Pläne er für dich gefasst hat, Pläne des Heils, nicht des Leids“ (vgl. Jer.29,11) und er „kennt alle deine Gedanken“ (vgl. Psalm 139).

Es grüßt euch auf dem Weg mit dem Mann der Schmerzen, 
redeemed.

Gedicht: Mann der Schmerzen Hier entlang

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Kommentare: 5
  • #1

    Matthias (Sonntag, 28 November 2021 21:45)

    Hab vielen Dank. Bis auf den Punkt: lenke dich ab
    kann ich alles unterschreiben. Auch für mich waren die letzten 2 Jahre, speziell die letzten 3 Monate ein einziges Tal der Tränen. So oft habe ich gefragt, Warum?
    Doch in Allem konnte ich rückblickend doch Gottes Hand erkennen und ihm danken für die Kraft und Erkenntnise, die ich mir erkämpfen musste.

    Sei gesegnet.
    Liebe Grüße
    Matthias

  • #2

    Natalie (Montag, 29 November 2021 00:50)

    Von Herzen Danke für deine Offenheit und dein Gottvertrauen trotz großem Leid. Das macht mir Mut weiterzukämpfen an der Seite von Gott und Jesus. Der vielleicht auch andere Ziele verfolgt, als unsere beschränkte Sicht das auf Erden zulässt. Aber immer nur das Beste für uns im Sinn hat.

  • #3

    Thomy (Montag, 29 November 2021 12:29)

    Sehr gut ich kann nur zustimmen zu dem was du hier sagst .Ausser dem ist es gut Tränen zu vergiessen nur dann kann sie Jesus abtrocknen
    Gottes Segen liebe Schwester
    Ich bete für dich��

  • #4

    Selina (Donnerstag, 02 Dezember 2021 15:28)

    Danke! Ich hab gerade auch sehr viele Kämpfe in meinen Gedanken und zu hören dass es anderen auch so geht ist ermutigend.
    Der Feind will uns einreden wir würden allein dastehen und dass nur man selber damit kämpft,aber Gott sagt uns in der Bibel, das alle Brüder und Schwestern diese Kämpfe kämpfen und Gott treu ist. Mit dem treu sein und Gottes Liebe zu vertrauen wie auch anzunehmen DAS es Hoffnung für mich in Jesus gibt fällt mir schwer weil ich mir selber nicht leicht vergeben kann und leicht zu einem Schriftgelehrten-Herz neige.

  • #5

    Anna (Donnerstag, 24 November 2022 16:06)

    https://youtu.be/WPVpQjfM1I4 all die Lügen die glaube!

    Mich hat das Viedo so berührt und es sind solchen Vielen dinge Worte die Feind gegen mich bzw uns, wirft trotzdem werde ich nie aufgeben in diesen Zeiten Gott zu vertrauen für unser Land zu beten stark zu sein für mein Sohn. Jesus ist alles für mich. Mich hat das Viedo einfach so berührt hab es mehrmals gehört lasst nicht aufhören zu beten wir werden viel erleiden uns müssen lernen mit den Waffen Gottes sein Wort zu stehen und nicht treulos zu sein gegenüber Jesus.